Die öffentlich Bediensteten streiken für mehr Geld, vor allem bei den niedrigen Löhnen. Und die Kommunen? Wollen lieber die bevorzugen, die schon jetzt viel verdienen.
Kitaerzieher legen die Arbeit nieder, Straßenbahnfahrerinnen lassen die Tram im Depot, Mitarbeiter der Müllabfuhr oder der Bürgerämter treten in den Ausstand: Nach den Metallerinnen und Metallern sind es diesmal die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die für mehr Lohn streiken. Und auf den ersten Blick läuft alles nach den üblichen Ritualen ab. Die Gewerkschaften argumentieren, dass nun die Zeit doch reif sei für mehr Geld, weil die Kassen voll seien. Die Arbeitgeber lehnen die Forderung als überzogen ab, als komplett an der Wirklichkeit vorbei, denn so voll seien die Kassen nun mal nicht. Die einen wollen mehr Geld, als die anderen zu geben bereit sind.
So weit, so üblich.
Bemerkenswert ist daher eine andere Frage, bei der die Verhandelnden über Kreuz liegen: Wie soll das Geld eigentlich unter den 2,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen verteilt werden?
Die Gewerkschaftsseite verlangt, kurz gesagt: Gebt den unteren Einkommen mehr! Das Arbeitgeberlager entgegnet (in diesem Fall wohlgemerkt keine Privatbank mit ausgeprägter Boni-Kultur, sondern: der Staat): Wenn überhaupt, lasst uns lieber den Gutverdienenden mehr geben.
Geht es nach ver.di und den anderen beteiligten Gewerkschaften, sollen die Löhne um sechs Prozent angehoben werden, mindestens aber 200 Euro. Für kleine Einkommen würde dieser Sockelbetrag ein Plus von bis zu elf Prozent bedeuten.
Die Gewerkschaftsforderung ist nicht so egalitär, wie sie auf den ersten Blick erscheint
Es ist nicht das erste Mal, dass die Arbeitnehmervertretung mit dieser Idee in die Verhandlungen zieht. Bereits vor vier Jahren rang sie Bund und Kommunen einen Mindestbetrag von 90 Euro ab, durch den die unteren Gehälter überproportional angehoben wurden. Für die Landesbediensteten, die gesondert verhandeln, gab es im Jahr darauf 75 Euro. Bei der letzten Tarifrunde vor zwei Jahren verzichtete die Arbeitnehmervertretung dagegen auf eine Forderung nach einer « sozialen Komponente ».
Umso besser, dass sie jetzt wieder im Programm steht. Die Einkommen in diesem Land liegen zu weit auseinander, und man kann nicht allein der Politik die Aufgabe überlassen, den Reichtum durch Steuern und Transfers von oben nach unten umzuverteilen (zumal die neue große Koalition nicht gerade besondere Ambitionen in diese Richtung erkennen lässt). Es müssen also schon auch die Verhandler auf dem Arbeitsmarkt selbst dafür sorgen, dass die Löhne und Gehälter von vornherein nicht zu sehr auseinanderklaffen.